Am 12. Februar 2024 traf sich der AK Schule zu seiner 2. Sitzung.

19. Februar 2024

Johanna Chowaniec, die schulpolitische Sprecherin der CDU-Ratsfraktion, berichtete uns über die aktuellen Themen der hannoverschen Schulpolitik.

Die Schülerstatistik des laufenden Schuljahres wurde kürzlich im Schulausschuss vorgestellt und erstmals wurde die Marke von 51.000 Schülern in Hannover überschritten. Gegenüber dem Vorjahr eine weitere Steigerung von 1 %. Für die Raumsituation an den hannoverschen Schulen wird es nicht besser. Bereits im Schulentwicklungsplan vom Sommer 2023 sind 176 (!) Container-Klassenzimmer aufgeführt, die sich auf 20 Grundschulen und auf 21 weiterführenden Schulen verteilen. Die Problematik der knappen Raumkapazitäten ist seit mehr als einem Jahrzehnt zu beobachten. Wenn so viele Container für den Schulunterricht benötigt werden, zeigt das ein großes Versäumnis der Schulverwaltung in Hannover auf, für ausreichenden und adäquaten Schulraum zu sorgen.

Im Dezember überraschte und erschütterte uns ein in der HAZ veröffentlichter „Brandbrief“ der IGS Büssingweg. Darin wurde beschrieben, wie Gewalteskalation, Vandalismus und Bedrohungen den Schulbetrieb massiv beeinträchtigen. Oft könne der Unterricht gar nicht mehr ordnungsgemäß stattfinden, denn Konflikte, Respektlosigkeit und Mobbing überlagern den Unterricht. Einen Monat später meldete sich die IGS Stöcken mit ähnlichen Beschreibungen.

Die Spitze des Eisbergs? Ungewiss, aber manche Schulen scheuen vielleicht die Meldung nach außen, um das Renommee der Schule nicht zu erschüttern.

Johanna Chowaniec berichtete von den Schulbesuchen, die von den Schulpolitikern des Rates daraufhin erfolgten. Es sei ein vielschichtiges Problem, welches auch nicht mit einer bestimmten Maßnahme binnen kurzer Zeit ausgeräumt werden könne. Schlechte Gewohnheiten sind über Jahre gewachsen, die Familienstrukturen haben sich verändert, Kinder und Jugendliche, die neu nach Deutschland gekommen sind, bekommen zu wenig Sprachförderung, der Lehrkräftemangel lässt viel Unterricht ausfallen, die knappe Raumsituation beengt den Unterricht, lässt wichtigen und körperlich „gut-tuenden“ Sportunterricht ausfallen, die schulischen Erfolge vieler Jugendliche, deren Eltern sich nicht kümmern (können) und es auch aus kulturellem Hintergrund nicht gewohnt sind, bleiben aus, und die Abwärtsspirale nimmt seinen Lauf.

Die Ratspolitik hat spontan mit Dringlichkeitsanträgen reagiert, dabei zeigte sich ein meist parteiübergreifendes, gemeinsames Handeln. Große Enttäuschung wird von vielen in der Ratspolitik dahingehend geäußert, dass die Regionale Landesschulbehörde (RLSB) nur sehr verhalten die Problematik aufnahm und bislang keinerlei Unterstützung bei der bestehenden Misere an den Schulen gegeben hat. Ein schlechtes Zeugnis für unsere Kultusministerin, Bündnis90/Die Grünen, die ihren Wohnsitz in Hannover hat.

Hier die Links zu den gestellten Anträgen: https://e-government.hannover-stadt.de/lhhsimwebre.nsf/DS/2647-2023
Dringlichkeitsantrag der Fraktionen von SPD, CDU und FDP zu Gewaltschutz an Schulen)

https://e-government.hannover-stadt.de/lhhsimwebre.nsf/DS/0161-2024

Dringlichkeitsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen + Volt + Piratenpartei zum Thema: Gewalt an Schulen entgegenwirken – Maßnahmen zur akuten Unterstützung an hannoverschen Schulen entwickeln, fördern und umsetzen)

unser Änderungsantrag dazu: https://e-government.hannover-stadt.de/lhhsimwebre.nsf/DS/0180-2024

Die Schulverwaltung wird am 21. Februar einen Fachtag mit Expertenvorträgen veranstalten, zu denen alle Schulleitungen der hannoverschen Schulen eingeladen sind. Wir waren uns einig, dass auch der Stadtelternrat bzw. der Schulelternrat der beiden betroffenen Schulen dazu eingeladen werden sollten. Die Elternarbeit, die oft sehr schwierig ist, weil Elternhäuser sich verschließen und an Elternabenden nicht teilnehmen, ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Hier sollten ebenfalls Lösungsansätze erarbeitet werden, wie z.B. Elternhäuser besser erreicht werden können, ggf. auch mit einer gewissen Verpflichtung dazu. Die Identifikation mit der eigenen Schule sollte in den Fokus kommen. Ein Beispiel: Es zeigte sich, dass wenn es Elterninitiativen gab, bei denen Eltern z.B. die Toilettensituation im laufenden Schulbetreib „kontrollierten“, eine ganz andere „Benehmenskultur“ bei den Kindern entstand.

Interessante Aspekte entwickelten sich während unserer Diskussion über „die Zukunft von Schule“. Ist es wirklich erstrebenswert, dass die Schülerinnen und Schüler der IGSen oder der Oberschulen alle auch das Angebot eines Abiturs bekommen müssen? Eine kleinere überschaubare Schule mit eher gleichem Lernniveau, die mehr bietet als nur Schule, die bis in den Nachmittag hinein soziales Miteinander mit gemeinsamen Mahlzeiten, Freizeitgestaltung UND natürlich mit gemeinsamem Lernen anbietet, ist vielleicht viel sinnvoller? Die ein Gegenpol bietet zu den immer schwächer werdenden Familienstrukturen, in denen Verlässlichkeit, Vertrauen und soziales Miteinander nicht mehr vermittelt werden. Die übermäßige Mediennutzung (inzwischen wächst die Generation heran, die mit der „Vollausstattung“ mit Medien groß geworden ist und nun selbst die Verantwortung für ihre Kinder hat) trägt dazu bei, dass die Kommunikation und das sozial-emotionales Lernen vernachlässigt wird.

Es war eine spannende und facettenreiche Diskussion, natürlich auch dank der fachkundigen Teilnehmer und Teilnehmerinnen an diesem Abend.

Für die nächste Sitzung im März oder April soll Christian Fühner, der bildungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion, angefragt werden. Bislang gab es Schwierigkeiten in der Terminfindung.

Stefanie Matz
13.02.2024, Leiterin AK Schule

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